Die Geschichte des Rollladenbaus und der Innung Rheinland-Pfalz
Seit die Menschen sesshaft wurden und in festen Behausungen lebten, waren sie bestrebt, ihre Gebäude effektiv zu schützen. Neben Licht- und Sichtschutz, Schallschutz, Wärmedämmung und Wetterschutz spielte dabei der Sicherheitsfaktor eine wichtige Rolle. Das Haus sollte gegen potentielle Eindringlinge geschützt werden.
Die Römer schützten ihre Fenster mit oben und unten drehbar gelagerten Fensterläden und in den meisten romanischen Gebäuden waren Gitterfenster eingebaut, die dann später als „Gelosia“ (italienisch), „Celosia“ (spanisch) und „Jalousie“ (französisch) bezeichnet wurden.
Als direkte Vorläufer des heutigen Rollladens gelten die sich gegenseitig deckenden Holzbrettchen, die unbeweglich in Fensternischen von Schuppen, Trockenböden oder Glockenstuben angebracht waren, um in diesen Räumen eine entsprechende Luftzirkulation zu ermöglichen. Schon im 18. Jahrhundert wird die „Chalousie“ in der Schweiz, die „Schaluserl“ in Österreich und die „Jalousie“ in Deutschland erstmals urkundlich erwähnt.Im Jahre 1812 erhielt der französische Kunsttischler Cochot in Paris ein Patent auf seine „bewegliche Jalousie“. Diese funktionierte wie folgt: Holzbrettchen hängen in Ketten und lassen sich durch Schnüre hochziehen und in der horizontalen und vertikalen Lage beliebig verstellen. Bei der frühen Zugjalousie wurden die Brettchen zu einem Paket hochgezogen, später wurden sie bei der Rolljalousie auf eine Welle aufgewickelt. Durch Weiterentwicklung dieser Technik entstand aus der Rolljalousie der Rollladen (franz. „Rouleau“, von „rouler“ = rollen).
Als Geburtsjahr des Rollladen- und Jalousiebauer-Handwerks in Deutschland gilt das Jahr 1854. In diesem Jahr gründete Heinrich Freese in Hamburg die 1. deutsche Jalousiefabrik. Zunächst wurden dort verstellbare Zugjalousien hergestellt, die als Sonnen- und Sichtschutz sowohl für vornehme Villen, als auch für Verwaltungsgebäude sehr beliebt waren. Seit dieser Zeit befinden sich der Markt und die Nachfrage nach Jalousien und Rollladen in einem stetigen Wachstum. Waren Jalousien und Rollladen früher einst Luxusartikel, so sind sie heute - vor allem nach sicherheitstechnischen und ökologischen Gesichtspunkten - zu einem unverzichtbaren Standard an Gebäuden geworden. Dem Energieeinspareffekt kommt heute überragende Bedeutung zu. So entwickelte sich aus dem Rollladen- und Jalousiebauer-Handwerk das heutige Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk. Schon sehr früh erkannten die Rollladen- und Jalousiebauer, dass man nur gemeinsam stark ist und seine handwerklichen Interessen nur zusammen vertreten und sich in der Öffentlichkeit, insbesondere bei der Politik, angemessen Gehör verschaffen kann. So gab es auch in der „Zunft“ der Rollladen- und Jalousiebauer sehr bald die ersten Zusammenschlüsse zu selbständigen Innungen.
Als „Urknall“ der Rollladen- und Jalousiebauer-Innung Rheinland-Pfalz und somit der heutigen Innung Rheinland-Pfalz Rollladen und Sonnenschutz kann man eine kurze Aktennotiz des Hauptgeschäftsführers der damaligen Kreishandwerkerschaft Kaiserslautern vom 13.09.1960 ansehen: An diesem Tag sprach der Rollladen- und Jalousiebauermeister Albert Rink (Firma Littig, Kaiserslautern) bei der Kreishandwerkerschaft vor und führte eingehend Klage darüber, dass verschiedene Handwerker, die nicht als Rollladen- und Jalousiebauer bei der Handwerkskammer in die Handwerksrolle eingetragen sind, Arbeiten aus diesem Handwerk ausführen. Er schnitt bei diesem Gespräch sogleich die Frage über die Bildung einer eigenen Innung/Organisation an und stellte hierzu folgende berechtigte Frage: „Wie kommen wir zu einer Organisation im Rollladen- und Jalousiebauer-Handwerk?“
Der angestrebte Zusammenschluss auf Rheinland-Pfalz-Ebene nahm dann schnell konkrete Formen an. Bereits mit Schreiben vom 09. März 1961 wandte sich Albert Rink an die Kollegen seines Handwerks in Rheinland-Pfalz und fragte schriftlich an, ob bei ihnen Interesse an der Gründung einer Innung bestehe. Bei entsprechendem Interesse sei an eine Zusammenkunft gedacht, bei der die Vertreter der Handwerkskammer über Sinn und Zweck einer Innung referieren werden und die Gründung der Innung vorbereitet, womöglich auch sofort durchgeführt werden sollte. Er machte seinen Berufskollegen die Vorteile des Vorhandenseins einer eigenen Innung schmackhaft. Dies tat er offensichtlich sehr erfolgreich, denn schon einen knappen Monat später konnte mittels Kurzmitteilung der Termin für die Gründungsversammlung der neuen Innung auf den 22.04.1961 festgelegt werden. Die Gründungsversammlung fand dann tatsächlich am 22.04.1961 im Lokal „Bürgerstuben“ in Kaiserslautern statt. Zu dieser Versammlung waren die Vertreter folgender Rollladen- und Jalousiebauerbetriebe aus ganz Rheinland-Pfalz erschienen:
- Bürkel, Otto, Kaiserslautern
- Hassinger, Albert, Ludwigshafen
- Huber, Karl, Pirmasens
- Landau, Hermann, Pirmasens
- Littig, Jakob, Kaiserslautern
- Schulze, Artur, Speyer/Rhein
- Motsch, Klaus, Pirmasens
- Freber, Johann, Mainz
- Werner, Günther, Worms
- Schif, Albert Wwe., Worms
- A. Diefenbach & Söhne, Trier
- Pütz, Franz, Trier
- Schuler, Hubert, Trier
- Kreten, Paul, Rittersdorf
- Nußbaum, Horst B., Unkel/Rhein
Die Vorgenannten können daher zu Recht als „Gründungsväter“ der Innung Rheinland-Pfalz Rollladen und Sonnenschutz angesehen werden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass vom 1. Aktenvermerk bis zur Gründung der Innung nur 9 Monate ins Land gingen - ohne Fax, E-Mail, Digitaldruck oder ähnliche Hilfsmittel! Damals wurde noch mit Schreibmaschine getippt, mit der Bundespost versendet und mit Hilfe von Klischees gedruckt, die in Handarbeit hergestellt werden mussten.
Die Innung Rheinland-Pfalz dankt ihren Gründungsmitgliedern für das herausragende Engagement. Ohne ihren Einsatz wäre der Aufbau einer bundesweit funktionierenden Innungs- und Verbandsstruktur schlichtweg nicht möglich gewesen.
Heute blickt die Innung auf 57 Jahre erfolgreiche Arbeit in der freiwilligen Organisation des Deutschen Handwerks zurück. Eine absolute Erfolgsgeschichte, bei der insbesondere bemerkenswert ist, dass die Gründungsmitglieder im Jahre 1961 nicht „klein“ dachten: Anstatt eine regionale Innung (pfälzische, rheinhessische oder rheinländische) zu gründen, wurde überregional gedacht und schon damals klar erkannt, dass nur eine Rheinland-Pfalz-Innung das nötige Gewicht haben kann, sich auf Landesebene und später auch Bundesebene - als Mitglied des Bundesverbandes Rollladen und Sonnenschutz - bemerkbar zu machen. Dies kommt in erster Linie auch den Interessen der Kundinnen und Kunden entgegen, da nur ein gut organisiertes und verbandlich strukturiertes Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland und Rheinland-Pfalz fachliches Knowhow, kompetente Beratung und meisterliche Qualitätsarbeit zu angemessenen und gerechten Preisen bieten kann.